31
Wie bückst du so fest auf den Strom, für den du so manche Lanze ge-
brochen! „Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze!" so sprachst
und schriebst du in trüber Zeit. Ja, wer nur die kleine Strecke von
Mainz bis nach Bonn mit den Augen des Leibes oder auch nur des
Geistes gesehen, der begreift, daß wir unsern Vater Rhein nie im Stiche
lassen dürfen, „solang em Tropfen Blut noch glüht, noch eine Faust den
Degen zieht und noch ein Arm die Büchse spannt". Ludwig Gäbler.
22. Berlin, die deutsche Kaiserstadt.
Berlin, die Hauptstadt des preußischen Staates und Residenz des
Deutschen Kaisers, steht bei einer Bevölkerung von mehr als 2 Millionen
an dritter Stelle unter den Städten Europas und ist zugleich einer
der bedeutendsten Handels- und Jndustrieplätze Deutschlands. Keine
-große Stadt Europas hat jemals in so kurzer Zeit einen solchen
Aufschwung genommen wie Berlin in den letzten Jahrzehnten.
Dieses rasche Emporblühen dankt es vor allem der gewaltigen Ent-
wicklung Preußens und Gesamtdeutschlands. Darum trägt Berlin,
dessen Weichbild 63 qkm umfaßt, einen durchaus modernen Charakter.
Ein reiches wirtschaftliches Leben durchflutet es; das zeigt uns ein
Rundgang durch die Stadt, insbesondere durch die Leipziger Straße
und Friedrichstraße mit ihren großen Geschäftshäusern, den prunkvollen
Läden und dem großstädtischen Menschengewühle. Die vornehmste
Straße und der Brennpunkt des politischen Lebens der Kaiserstadt
ist die Straße „Unter den Linden".
Diese Straße ist von alters her der Stolz Berlins. Sie ist
30 m breit und hat eine vierfache Reihe von Linden und Kastanien,
die eine breite Promenade, Reit- und Fahrwege einschließen. Be-
sonders lebhaft wird der Verkehr um die Mittagszeit und in der;
Nachmittagsstunden, namentlich an Sonn- und Feiertagen, oder wenn
kaiserliche Wagen eine Auffahrt bei Hofe melden und Fürsten und
Gesandte in ihren Prunkwagen dem Schlosse zujagen. Ein großartiges
Bild zeigt die Straße, wenn sie sich im Festesglanze zeigt, wenn
Tore und Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt sind, wenn
Ehrenpforten sich erheben und eine wogende Volksmenge jubelnd dem
Einzug haltenden Herrscherpaare oder dem siegreich zurückkehrenden
Heere ihre Glückwünsche entgegenbringt. So hielten 1864 hier ihren
Einzug die Düppel- und Alsenstürmer und zwei Jahre später die aus
Böhmen und vom Main heimkehrenden siegreichen Scharen. Die
Krone solcher Einzüge war aber jener Ehrentag, als 1871 derselbe
König, dessen Heere bei Düppel und Königgrätz gesiegt hatten, seine
Hauptstadt als Deutscher Kaiser wiedersah, umgeben vom Kronprinzen
Friedrich Wilhelm, von Bismarck und Moltke. Ein anderes Bild
zeigte der 16. März des Jahres 1888. Schwarzer Flor umhüllte die
bunten Fahnen, und ein Trauerzug bewegte sich vom Kaiserlichen
Schlosse nach Westen hin zum Brandenburger Tore. Von hier
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TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Gäbler Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Bismarck Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Mainz Bonn Rhein Berlin Berlin Europas Deutschlands Europas Berlin Gesamtdeutschlands Berlin Berlins Main
311
„So zeigt uns den Weg!" sagte der Marschall. „Ihr sollt eine
reiche Belohnung dafür haben."
Born schwieg eine Weile. Es wogte in seinem Herzen wie ein
stürmendes und brausendes Meer. Er konnte, er durfte nicht zum Ver-
räter werden.
„Wollt ihr uns den Weg zeigen?" fragte der Marschall.
„Nein!" antwortete der Schäfer fest und bestimmt. „Ich würde
schlecht gegen meine eigenen Landsleute handeln, wenn ich es tun wollte."
„Ihr wollt also nicht?" rief der Marschall. „Glaubt ihr, daß
wir nicht auch ohne euch den Weg finden werden? Wir dürfen ja nur
den Berg nach allen Seiten untersuchen. Aber es liegt mir viel daran,
diesen Weg heute und noch in dieser Stunde zu erfahren."
„Ich verrate ihn nicht", entgegnete Born mit aller Festigkeit eines
deutschen Mannes und eines guten Gewissens.
„Ihr wollt nicht?" fuhr der Franzose auf. „Ihr wagt es, mir
zu trotzen? Glaubt ihr, daß ich euch dazu nicht zwingen kann, wenn
ich will?"
„Mich kann niemand dazu zwingen!" erwiderte der brave Hirte.
„Nicht? Nun, ich werde es dir zeigen. Der Ausgang einer ganzen
Schlacht soll nicht von deinem guten oder bösen Willen abhängen. Du
erhältst eine reiche Belohnung, wenn du uns den Weg zeigst. Beharrst
du aber auf deiner boshaften Weigerung, so mußt du sterben — hörst
du? — sterben; — nun entscheide dich!"
Born schwieg. Keine Muskel zuckte oder verzog sich auf seinem
wetterharten und ehrlichen Angesichte.
„Es ist mein Ernst!" rief der Marschall noch einmal. „Du stirbst,
wenn du mir zu trotzen wagst!"
Der Schäfer sah und hörte nur zu deutlich, daß die Drohung ernst
gemeint war. Er konnte an ihrer Ausführung nicht zweifeln. Sein
Gesicht wurde bleich. Er zitterte leise, und einen Augenblick lang drohten
seine Knie unter ihm zusammenzubrechen. Er dachte an sein armes
Weib und an seine Kinder. Die Versuchung war groß und schwer. Aber
er überwand sich und erlangte bald seine frühere Fassung wieder. Dann
sprach er fest: „Ich bin kein Verräter und will auch keiner werden!"
„Du willst also nicht?" rief der Marschall heftig.
„Nein!" antwortete der wackere und heldenmütige Mann.
„Führt ihn fort!" befahl der Marschall in heftigem Zorn einem
Offizier. „Führt ihn fort! Gebt ihm noch eine halbe Stunde Zeit, sich
zu besinnen! Wenn er dann noch ebenso trotzig ist, so laßt ihn ohne
weiteres erschießen!"
Er wandte sich ab, und Born wurde von den Soldaten fortgeführt.
Sielert, dem durch den Tod des Alten ein gehoffter Gewinn entging,
trat listig und schmeichelnd an ihn heran. Er stellte ihm vor, was er
durch kluges Nachgeben gewinnen und dagegen durch fortgesetzten Trotz
verlieren würde. Der Schäfer wandte sich unwillig und verächtlich von
dem Verräter hinweg. Auch der französische Offizier redete ihm mü
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325
befreiten treuen Stadt auf den Händen getragen wurden und dann bei Becher-
klang und vaterländischen Gesängen nach altem Burschenbrauche die Nacht
verbrachten. Dem Rausche der jugendlichen Lust folgte die ernste Arbeit,
die blutigste des ganzen Krieges; denn wieder fiel dem Jorckschen Korps
die schwerste Aufgabe zu. Als Jorck am Morgen des 16. in Schkeuditz
unter seinen Fenstern zum Aufsitzen blasen hörte, da hob er sein Glas und
sprach den Kernspruch seines lieben Paul Gerhardt: „Den Anfang, Mitt'
und Ende, Herr Gott, zum besten wende!* Wohl mochte er sich einer
höheren Hand empfehlen; denn unangreifbar, wie bei Wartenburg, schien
wieder die Stellung des Feindes. Marmont lehnte sich mit seiner linken
Flanke bei Möckern an den steilen Talrand der Elster, hatte die Mauern
des Dorfes zur Verteidigung eingerichtet, weiter rechts auf den flachen
Höhen eine Batterie von 80 Geschützen aufgefahren. Gegen diese kleine
Festung stürmten die Preußen heran auf der sanft ansteigenden, baumlosen
Ebene; sechsmal drangen sie in das Dorf und verloren es wieder. Endlich
führte Jorck selber seine Reiterei zum Angriff gegen die Höhen unter dem
Rufe: „Marsch, marsch, es lebe der König!" Nach einem wütenden Häuser-
kampfe schlägt das Fußvolk den Feind aus dem Dorfe heraus; am Abend
muß Marmont gegen die Stadt zurückweichen, 53 Kanonen in den Händen
der Preußen laffen, und an den Wachtfeuern der Sieger ertönt das Lied:
„Herr Gott, dich loben wir", wie in der Winternacht von Leuthen. Aber
welch ein Anblick am nächsten Morgen, als die Truppen zum Sonntags-
gottesdienst zusammentraten! Achtundzwanzig Kommandeure und Stabs-
offiziere lagen tot oder verwundet; von feinen 12 000 Mann Infanterie
hatte Dorck kaum 9000 mehr, seine Landwehr war im August mit
13 000 Mann ins Feld gezogen und zählte jetzt noch 2000. So waren
an dieser einen Stelle die Verbündeten bis auf eine kleine Stunde an die
Tore von Leipzig herangelangt.
Im Südosten, auf dem Hauptschauplatze des Kampfes, bei Wachau,
fochten die Verbündeten nicht glücklich. Hier hatte zwei Tage vorher ein
großartiges Vorspiel der Völkerschlacht sich abgespielt, ein gewaltiges
Reitergefecht, wobei König Murat nur mit Not dem Säbel eines Leutnants
von den Neumärkischen Dragonern entgangen war. Heute hielt Napoleon
selber mit der Garde und dem Kerne seines Heeres die dritthalb Stunden
lange Linie von Dölitz bis Seifertshain besetzt, durch Zahl und Stellung
den Verbündeten überlegen, 121000 gegen 113 000 Mann. Auf ihrem
linken Flügel vermochten die Verbündeten, eingeklemmt in dem buschigen
Gelände, ihre Macht nicht zu gebrauchen. General Merveldt geriet mit
einem Teile seines Korps in Gefangenschaft; mtt Mühe wurden die
Reserven dieser Österreicher aus den Auen über die Pleiße rechtsab auf
die offene Ebene hinaufgezogen. Es war die höchste Zeit; denn hier im
Zentrum konnten Kleists Preußen und die Ruffen des Prinzen Eugen
sich auf die Dauer nicht behaupten in dem verzweifelten Ringen gegen
die erdrückende Übermacht, die unter dem Schutze von 300 Geschützen
ihre Schläge führte. Die volle Hälfte dieser Helden von Kulm lag auf
dem Schlachtfelde. Schon glaubt Napoleon die Schlacht gewonnen, befiehlt
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Extrahierte Personennamen: Paul_Gerhardt Gott Marmont August Napoleon Merveldt Eugen Napoleon
326
in der Stadt Sieg zu läuten, sendet Siegesboten an seinen Vasallen
König Friedrich August, der in Leipzig der Entscheidung harrt. „Noch
dreht sich die Welt um uns!" ruft er frohlockend aus. Ein letzter zer-
schmetternder Angriff der gesamten Reiterei soll das Zentrum durchbrechen.
Noch einmal dröhnt die Erde von dem Feuer der 300 Geschütze, dann
rasen 9000 Reiter in geschloffener Masse über das Blachfeld dahin, ein
undurchdringliches Dickicht von Rossen, Helmen, Lanzen und Schwertern.
Da kommen die österreichischen Reserven aus der Aue heran, und während
die Reitermaffen, atemlos von dem tollen Ritt, allmählich zurückgedrängt
werden, setzen sich die Verbündeten nochmals in den verlorenen Dörfern
fest, und am Abend behaupten sie fast wieder dieselbe Stellung wie am
Morgen. Schwarzenbergs Angriff war gescheitert, doch der Sieger hatte
nicht einmal den Besitz des Schlachtfeldes gewonnen.
Trat Napoleon jetzt den Rückzug an, so konnte er sein Heer in guter
Ordnung zum Rheine führen; denn die schlesische Armee, die einzige
Siegerin des ersten Schlachttages, stand von der Frankfurter Straße noch
weit entfernt und war überdies schwer erschöpft von dem verlustreichen
Kampfe. Aber der Liebling des Glücks vermochte das Unglück nicht zu
ertragen. Sein Hochmut wollte sich den ganzen Ernst der Lage nicht
eingestehen, wollte nicht lassen von unmöglichen Hoffnungen. Der Kaiser
tat das Verderblichste, was er wählen konnte, versuchte durch den
gefangenen Merveldt Unterhandlungen mit seinem Schwiegervater anzu-
knüpfen und gewährte also den Verbündeten die Frist, ihre gesammelten
Streitmassen heranzuziehen. Am 17. Oktober ruhten die Waffen; nur
Blücher konnte sich die Lust des Kampfes nicht versagen und drängte die
Franzosen bis dicht an die Nordseitc der Stadt zurück.
Ii.
Am 18. früh hatte Napoleon seine Armee näher an Leipzig heran-
genommen, ihr Halbkreis war nur noch etwa eine Stunde von den Toren
der Stadt entfernt. Gegen diese 160 000 Mann rückten 255 000 Ver-
bündete heran. Mehr als einen geordneten Rückzug konnte der Kaiser
nicht mehr erkämpfen; er aber hoffte noch auf Sieg, wies den Gedanken
an eine Niederlage gewaltsam von sich, versäumte alles, was den schwierigen
Rückmarsch über die Elster erleichtern konnte.
Die Natur der Dinge führte endlich den Ausgang herbei, den
Gneisenaus Scharfblick von vornherein als den einzig möglichen ange-
sehen hatte: die Entscheidung fiel auf dem rechten Flügel der Verbündeten.
Napoleon übersah von der Höhe des Tonbergs, wie die Österreicher auf
dem linken Flügel der Verbündeten abermals mit geringerem Glück den
Kampf um die Dörfer an der Pleiße eröffneten, wie dann das Zentrum
der Verbündeten über das Schlachtfeld von Wachau herankam. Es
waren die kampferprobten Scharen Kleists und des Prinzen Eugen; über
die unbcstatteten Leichen der zwei Tage zuvor gefallenen Kameraden
ging der Heerzug hinweg. Vor der Front der Angreifer lagen langhin-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_August Friedrich August Napoleon Ernst Napoleon Napoleon Eugen
306
134. Nur ein Schafhirt.
Es war am 12. Oktober 1806. Vor zwei Tagen hatte das Gefecht
bei Saalfeld stattgefunden, in welchem der Prinz Louis Ferdinand gefallen
war. Nun standen die Hauptarmeen der beiden Gegner, Preußen und
Franzosen, sich nahe gegenüber. Nur noch zwei Tage, und die unglück-
liche Schlacht bei Jena und Auerstädt sollte geschlagen werden.
Ein preußisches Armeekorps unter dem Fürsten Hohenlohe, etwa
40000 Mann stark, hatte rechts von der Straße, die von Jena nach
Weimar führt, zwischen den beiden Flüssen Ilm und Saale Aufstellung
genommen. Seine Vorposten befanden sich auf dem Landgrafenberge,
einem steilen Berge, der zwischen diesen Truppen und der Stadt
Jena lag. Von dem Gipfel dieses Berges konnte man das preußische
Heer ganz und gar übersehen, und über ihn führte der einzige Weg, um
es von vorn anzugreifen. Die preußische Hauptarmee stand unter
dem Kommando des Herzogs von Braunschweig. Sie war über 65000 Mann
stark und hatte sich eine Stunde weiter nach Weimar zu aufgestellt. Die
Preußen waren mit gutem Mut, ja mit Übermut in den Kampf gezogen.
Schon wurden die Vorbereitungen zu der großen Schlacht getroffen, die
in zwei Tagen geschlagen werden sollte. Es lag wie eine schwere, drückende
Gewitterschwüle auf der ganzen Gegend. Alle Dörfer ringsum waren
bereits von den Feinden geplündert, und viele von ihren Einwohnern
hatten sich mit einem Teil ihrer Habe und ihres Viehes auf die bewaldeten
Höhen jenseits der Saale geflüchtet.
An einem Bergabhange des linken Saaleufers stand am Nachmittage
des 12. Oktobers ein Mann, der, auf einen Stab gestützt, in das Tal
hinabschaute, durch welches die Straße von Jena nach Naumburg sich
hindurchzieht. Unten war ein buntes, wirres Leben. Soldaten, Pferde,
Wagen drängten einander. Der Mann im blauen, langen Rocke, mit
breitkrempigem, schwarzem Hute und langer Weste war der Schafhirt.
Starr und gedankenvoll ruhte sein Auge auf diesem Treiben. Nur zu-
weilen warf er einen Blick auf die vier oder fünf Schafe neben sich,
und dann zuckte um seinen Mund ein trauriges Lächeln. Noch vor
kurzer Zeit hatte er hier für seinen Herrn eine zahlreiche Herde geweidet.
Diese wenigen Tiere waren alles, was ihm davon übrig geblieben war.
Sie gehörten ihm, und er hatte sich mit ihnen hierher geflüchtet. Der
Abhang des Berges war steil, und er durfte hoffen, daß die Feinde
nicht auf den Berg kommen würden. In dem Dorfe dort unten im
Tale besaß der Schäfer ein Haus. Die Franzosen hatten sich in
diesem einquartiert und ihn daraus vertrieben. Alle Vorräte, die er für
seine Familie und seine Tiere zum Winter gesammelt hatte, waren ihm
genommen worden. Was sollte er nun noch da unten im Dorfe? Er
mochte das Treiben der übermütigen Feinde nicht in der Nähe ansehen.
Seine beiden Söhne standen drüben in dem preußischen Heere, und zu
ihnen eilten seine Gedanken. Wenn er jünger gewesen wäre, er hätte
gern die Waffen zur Hand genommen, um die Frechheit der übermütigen
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Ferdinand Ferdinand
337
alle; kein Plündern, sie bezahlen, was sie können, und effen verschimmeltes
Brot. Es muß doch ein tiefer Grund von Gottesfurcht im gemeinen
Mann bei uns sitzen, sonst könnte alles nicht sein. Nachrichten über
Bekannte sind schwer zu haben; man liegt meilenweit auseinander, keiner
weiß, wo der andere, und niemand zu schicken, Menschen wohl, aber
keine Pferde.
Der König exponierte sich am 3. allerdings sehr, und es war sehr
gut, daß ich mit war; denn alle Mahnungen anderer fruchteten nicht, und
niemand hätte gewagt, so zu reden, wie ich es mir beim letztenmal
(welches half) erlaubte, nachdem ein Knäuel von 10 Kürassieren und
15 Pferden vom 6. Kürassier-Regiment neben uns sich blutend wälzte
und die Granaten den Herrn so in unangenehmster Nähe umschwirrten.
Die schlimmste sprang zum Glücke nicht. Es ist mir aber doch lieber so,
als wenn er die Vorsicht übertriebe. Er war begeistert über seine Truppen,
und mit Recht, sodaß er das Sausen und Einschlagen neben sich gar
nicht zu merken schien, und er fand immer wieder Bataillone, denen er
danken und guten Abend sagen mußte, bis wir denn richtig wieder ins
Feuer hineingeraten waren. Er hat aber so viel darüber hören müsien,
Laß er es künftig lassen wird, und Du kannst beruhigt sein; ich glaube
kaum noch an eine wirkliche Schlacht."
H.
Nach der Schlacht bei Sedan richtete König Wilhelm folgenden Brief
an seine Gemahlin, die Königin Augusta:
„Vendresse, südl. Sedan, 3. September 1870.
Du kennst nun durch meine drei Telegramme den ganzen Umfang
des großen geschichtlichen Ereignisies, das sich zugettagen hat! Es ist
wie ein Traum, selbst wenn mau es Stunde für Stunde hat abrollen
sehen!
Wenn ich mir denke, daß nach einem großen, glücklichen Kriege ich
während meiner Regierung nichts Ruhmreicheres mehr erwarten konnte,
und ich nun diesen weltgeschichtlichen Akt erfolgt sehe, so beuge ich mich
vor Gott, der allein mich, mein Heer und meine Mitverbündeten aus--
ersehen hat, das Geschehene zu vollbringen und uns zu Werkzeugen seines
Willens bestellt hat. Nur in diesem Sinne vermag ich das Werk auf-
zufassen und in Demut Gottes Führung und seine Gnade zu preisen.
Nun folge ein Bild der Schlacht und deren Folgen in gedrängter
Kürze!
Der Kampf begann trotz dichten Nebels bei Bazeilles schon früh am
Morgen, und es entspann sich nach und nach ein sehr heftiges Gefecht,
wobei Haus für Haus genommen werden mußte, was fast den ganzen
Tag dauerte und in welches die Erfurter Division eingreifen mußte. Als
ich um 8 Uhr auf der Front vor Sedan einttaf, begann die große
Batterie gerade ihr Feuer gegen die Festungswerke. Auf allen Punkten
entspann sich nun ein gewaltiger Geschützkampf, der stundenlang währte,
Lesebuch f. Fortbildungsschulen rc. Añg. Teil. 22
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T2: [Schiff Stadt Tag Nacht Sturm Feind Ufer Meer Land Feuer]]
338
und während dessen von unserer Seite nach und nach Terrain gewonnen
wurde. Die genannten Dörfer wurden genommen.
Sehr tief eingeschnittene Schluchten mit Wäldern erschwerten das
Vordringen der Infanterie und begünstigten die Verteidigung. Die Dörfer
Jlly und Floing wurden genommen, und es zog sich allmählich der Feuer-
kreis immer enger um Sedan zusammen. Es war ein großartiger Anblick
von unserer Stellung auf einer überragenden Höhe hinter jener genannten
Batterie, rechts vom Dorfe Fr6nois! Der heftige Widerstand des Feindes
fing allmählich an nachzulassen, was wir au den aufgelösten Bataillonen
erkennen konnten, die eiligst aus den Wäldern und Dörfern zurückliefen.
Die Kavallerie suchte einige Bataillone unseres 5. Korps anzugreifen, die
vortreffliche Haltung bewahrten; die Kavallerie jagte durch die Abstände
der Bataillone durch, kehrte dann um und auf demselben Wege zurück,
was sich dreimal von verschiedenen Regimentern wiederholte, sodaß das
Feld mit Leichen und Pferden besäet war, was wir alles von unserm
Standpunkte genau mit ansehen konnten. Ich habe die Nummer dieses
braven Regiment- noch nicht erfahren können.
Da sich der Rückzug des Feindes auf vielen Stellen in Flucht auf-
löste und sich alles, Infanterie, Kavallerie und Artillerie, in die Stadt
und nächste Umgebung zusammendrängte, aber noch immer keine An-
deutung sich zeigte, daß der Feind sich durch Ergebung aus dieser ver-
zweifelten Lage zu ziehen beabsichtigte, so blieb nichts übrig, als durch die
genannte Batterie die Stadt beschießen zu lassen; da es nach 20 Minuten
ungefähr an mehreren Stellen bereits brannte, was mit den vielen
brennenden Dörfern in dem ganzen Schlachtkreise einen erschütternden Ein-
druck machte — so ließ ich das Feuer schweigen und sendete den Oberst-
leutnant von Bronsart vom Generalstabe als Unterhändler mit weißer
Fahne ab, der Armee und Festung die Kapitulation antragend. Ihm be-
gegnete bereits ein bayrischer Offizier, der mir meldete, daß ein französischer
Parlamentär mit weißer Fahne am Tore sich gemeldet habe. Der Oberst-
leutnant von Bronsart wurde eingelassen, und auf seine Frage nach dem
General en chef ward er unerwartet vor den Kaiser geführt, der ihm
sofort einen Brief an mich übergeben wollte. Da der Kaiser fragte, was
für Aufträge er habe, und zur Antwort erhielt: „Armee und Festung
zur Übergabe aufzufordern", erwiderte er, daß er sich dieserhalb an den
General v. Wimpffen zu wenden habe, der für den blesfierten Mac Mahou
soeben das Kommando übernommen habe, und daß er nunmehr seinen
General-Adjutanten Reille mit dem Briefe an mich absenden werde. Es
war 7 Uhr, als Reille und Bronsart zu mir kamen; letzterer kam etwas
voraus, und durch ihn erfuhren wir erst mit Bestimmtheü, daß der Kaiser
anwesend sei. Du kannst Dir den Eindruck denken, den es auf mich vor
allem und alle machte; Reille sprang vom Pferde und übergab mir den
Brief seines Kaisers, hinzufügend, daß er sonst keine Aufträge habe. Noch
ehe ich den Brief öffnete, sagte ich ihm: »Aber ich verlange als erste
Bedingung, daß die Armee die Waffen niederlege.« Der Brief fängt so
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T17: [Uhr Feind Truppe General Schlacht Armee Napoleon Kampf Angriff Stellung], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
340
am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und den Rest
der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten, in die Festung
warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern
früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen
Generälen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte
mich der General Reille, den ich kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon
mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen
Sedan, fand den Kaiser im offenen Wagen mit drei Adjutanten und drei
zu Pferde daneben auf der Landstraße vor Sedan haltend. Ich saß ab,
grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und ftagte nach seinen
Befehlen. Er wünschte, den König zu sehen; ich sagte ihm der Wahrheit
gemäß, daß Se. Majestät drei Meilen davon, an dem Orte, wo ich jetzt
schreibe, sein Quartier habe. Auf Napoleons Frage, wohin er sich begeben
solle, bot ich ihm, da ich in der Gegend unkundig, mein Quartier in Donchery
an, einem kleinen Orte in der Nähe dicht bei Sedan; er nahm es an
und fuhr, von seinen sechs Franzosen, von mir und von Karl*), der mir
inzwischen nachgeritten war, geleitet, durch den einsamen Morgen nach
unserer Seite zu. Vor dem Orte wurde es ihm leid wegen der mög-
lichen Menschenmenge, und er fragte mich, ob er in einem einsamen
Arbeiterhause am Wege absteigen könne; ich ließ es besehen durch Karl;
der meldete, es sei ärmlich und unrein. »Das macht nichts aus«, meinte
Napoleon, und ich stieg mit ihm eine gebrechliche, enge Stiege hinauf.
In einer Kammer von zehn Fuß Gevierte, mit einem fichtenen Tische
und zwei Binsenstühlen, saßen wir eine Stunde, die andern waren unten.
Ein gewaltiger Kontrast mit unserm letzten Beisammensein 1867 in den
Tuilerien. Unsere Unterhaltung war schwierig, wenn ich nicht Dinge
berühren wollte, die den von Gottes gewaltiger Hand Niedergeworfenen
schmerzlich berühren mußten. Ich hatte durch Karl Offiziere aus der
Stadt holen und Moltken bitten lassen zu kommen. Wir schickten daun
einen der ersten zum Auskundschaften aus und entdeckten eine halbe Meile
davon in Fr6nois ein kleines Schloß mit Park. Dorthin geleitete ich
ihn mit einer inzwischen herangeholten Eskorte vom Leib-Kürassierregimente,
und dort schlosien wir mit dem ftanzösischen Obergeneral Wimpffen die
Kapitulation, vermöge deren 40- bis 60000 Franzosen (genauer weiß
ich es noch nicht) mit allem, was sie haben, unsere Gefangenen wurden.
Der vorgestrige und gestrige Tag kosten Frankreich 100000 Mann und einen
Kaiser. Heute ftüh ging letzterer mit allen seinen Hofleuten, Pferden und
Wagen nach Wilhelmshöhe bei Kassel ab.
Es ist ein weltgeschichtliches Ereignis, ein Sieg, für den wir Gott
dem Herrn in Demut danken wollen, und der den K^rieg entscheidet, wenn
wir auch letzteren gegen das kaiserlose Frankreich noch fortführen muffen.
Ich muß schließen. Mit herzlicher Freude ersah ich heut' aus Deinem
und Marias**) Briefen Herberts Eintreffen bei Euch. Bill sprach ich
*) Karl war Bismarcks Reitknecht.
**) Maria, Herbert und Bill, d. i. Wilhelm, sind Bismarcks Kinder.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T141: [Armee Metz General Paris Schlacht August Mac Franzose Mahon Festung], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Napoleon Karl Karl Wimpffen Karl Karl Bismarcks_Reitknecht Maria Maria Herbert Wilhelm Bismarcks
Extrahierte Ortsnamen: Sedan Sedan Donchery Sedan Gottes Frankreich Kassel Frankreich
273
Am enteren ^aferccmde.
Es ist das kleinst« Vaterland
der größten Liebe nicht zu klein;
je enger es dich rings umschließt,
je näher wird's dem Kerzen frin.
83. Müller.
121. Zachsrnlied.
Ven König segne Gott,
den er zum Heil uns gab,
ihn segne Gott!
Ihn schmücke Ruhm und Ehr',
ihn fiieh der Schmeichler Heer!
Weisheit steh' um ihn her,
ihn segne Gott!
wie Kinder liebt er uns
als Vater seines Volks,
er unsre Lust,
wir sollen glücklich sein,
von uns geliebt zu sein,
kann nur sein Herz erfreun;
ihn segne Gott!
Gib ihm gut Regiment,
dem Lande Fried' und Ruh',
den Waffen Sieg!
Er ist gerecht und gut
in allem, was er tut,
schont seiner Sachsen Blut;
ihn segne Gott I
Auf, biedre Sachsen, schwört,
dem König treu und fromm
und gut zu sein!
Eintracht sei unser Band I
Dies schwöret Hand in Hand!
Dann singt das ganze Land:
Ihn segne Gott!
122. Kronprinz Albert und das Königlich Sächsische
Armeekorps in den Jahren 1870 und 1871.
Unter den großen Feldherren, welche die deutschen Truppen im Kriege
von 1870 bis 71 von Sieg zu Sieg führten, steht Kronprinz Albert
von Sachsen mit obenan.
Als Befehlshaber des sächsischen Heeres fand er am 18. August 1870
in der blutigen Schlacht bei Gravelotte zuerst Gelegenheit, seine treffliche
Begabung als Feldherr aufs glänzendste zu bewähren und die große
Kriegstüchtigkeit und hervorragende Tapferkeit seiner Truppen im hellsten
Lichte zu zeigen.
Schon früh um 53/4 Uhr waren sie durch Mars -la-Tour gezogen
und hatten den linken Flügel der großen Armee eingenommen. Gegeu
Ivi% Uhr führte der Kronprinz seine Truppen gegen das Dorf St. Marie
aux Chenes, das von den Franzosen mit furchtbarer Wut verteittgt wurde.
Sieben Bataillone wurden zum Angriff bestimmt; ohne das feindliche
Feuer zu erwidern, gingen diese im Verein mtt preußischen Garden
nach 3 Uhr unverweilt zum Laufschritt über und stürzten sich mit weithin
schallendem Hurraruf dem Ziel entgegen. Die Verteidiger vermochten dem
ungestümen Andränge nicht standzuhalten; sie ließen diesen wichtigen Puntt
dem Angreifer, der noch einige hundert Mann zu Gefangenen machte.
Aber die schwerste Arbeit war noch zu tun. Es galt, die Hauptstellung
des Feindes, das Dorf Sr. Privat, zu erstürmen. Während die preußischen
Garden von Westen her den Feind beschäftigen, zog Kronprinz Albert seine
Lesebuch s. Fortbildungsschulen rc. Mg. Teil. Hz
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Albert Albert
von_Sachsen August Marie
aux_Chenes Kronprinz_Albert
274
Truppen mehr nach Norden, um das Dorf Roncourt anzugreifen. Mafor
von Bosse nahm dieses Dorf mit dem Regiment Nr. 107, und nun erst
war es möglich, das ganze Korps gegen St. Privat aufzustellen und
zum Angriff vorzugehen. Vor diesem Dorf zeigte sich ein kahler, sanft
ansteigender Hang, über den sich quer hintereinander liegende Feld-
mauern zogen, die von französischer Infanterie stark besetzt waren. Die
Franzosen empfingen die Anstürmenden mit Massenfeuer, das die Deutschen
reihenweise niederstreckte. Einen Augenblick wankten die stark gelichteten Reihen;
aber unter dem ermunternden Zurufe der Offiziere wurde der Anlauf
sogleich wieder fortgesetzt. Bis zum letzten Augenblicke hielt der tapfere
Feind stand, dann aber räumte er die Stellung. Die sächsischen Bataillone
sammelten sich hier nach einem 500 Schritt langen Sturmlaufe, um Atem
zu schöpfen; denn noch waren sie 300 Schritt vom eigentlichen Ziel entfernt.
Kronprinz Albert hatte hinter den Stürmenden 84 Kanonen auffahren laffen,
welche, mit 60 preußischen Kanonen vereint, St. Privat unter Feuer
nahmen. Mauern und Gebäude stürzten unter den einschlagenden Granaten
zusammen, und Feuersäulen stiegen an mehreren Stellen aus den Trümmern
des Dorfes empor. Da erließen die deutschen Führer den Befehl zum
Sturm. Auf das gegebene Zeichen werfen sich bei untergehender Sonne
die preußischen und sächsischen Bataillone auf das so lang und zäh ver-
teidigte Bollwerk des Feindes. Überall rufen die Trommeln und Hörner
zum Laufschritt, die voraneilenden Offiziere und die wehenden Fahnen,
von denen einige ihre Träger schon fünfmal gewechselt haben, zeigen der
Mannschaft den Weg, und fast gleichzeitig erreichen im Norden und
Nordwesten die Sachsen, im Westen und Süden die Garden das brennende
Dorf. Da entbrennt ein fürchterlicher Kampf. General von Craushaar
fällt an der Spitze seiner Truppen, nur wenige Führer bleiben unversehrt;
endlich wird die Kirche erstürmt, und um 8 Uhr abends sind die Deutschen
Sieger. Mit der Einnahme von St. Privat war die Niederlage der
Franzosen auf dieser Stelle entschieden. In Auflösung eilten sie dein
Moseltale zu und schloffen sich in die Festungswerke von Metz ein, die
sie nur als Gefangene wieder verließen. Das Xii. Korps hatte seinen
Ehrentag mit dem Verluste von 106 Offizieren und 2113 Mann erkauft,
die teils verwundet, teils getötet waren.
Wie die Sachsen bei Gravelotte den preußischen Garden zur Seite
standen, so zeigten sie sich bei Sedan den Bayern als treffliche Helfer.
Über La Moncelle rückten sie vor, vertrieben hier den Feind und lenkten
die Angriffe der Franzosen, welche Bazeilles bedrängten, auf sich. Der
Feiud leistete heftigen Widerstand; aber der ungestümen Tapferkeit der
nebeneinander kämpfenden Bayern, Sachsen und preußischen Garden
konnte er nicht widerstehen; die Franzosen waren genötigt, sich nach Sedan
zu flüchten. Infolge seiner großen Verdienste schmückte König Wilhelm den
tapferen Kronprinzen mit der höchsten militärischen Würde: Kronprinz Friedrich
Wilhelm, Kronprinz Albert und Prinz Friedrich Karl wurden Feldmarschälle
des deutschen Bundesheeres.
Bei der Belagerung von Paris befehligte Kronprinz Albert die Hi. Armee.
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T51: [Armee General Schlacht Franzose Truppe Mann Feind Heer Metz Preußen], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier]]
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Extrahierte Personennamen: Albert Wilhelm Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Albert Friedrich_Karl Friedrich Karl Albert
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Sachsen Sedan Sachsen Sedan Paris